Damit stehen wir alle vor einem Dilemma: Einerseits gibt es eine Effizienzkultur, die uns zwingt in der vorhandenen Zeit so viele Dinge wie es nur geht mit möglichst geringem Aufwand erledigt zu bekommen. Andererseits gibt es die Herausforderung kreativ zu sein, weil der Kunde oder andere Anspruchsgruppen etwas anderes möchten. Kreativität bedeutet etwas Neues zu erschaffen und ist per se nicht effizient, da wir ja das Neue anfangs noch nicht kennen und einige Schleifen drehen müssen, um es zu finden und zu entwickeln. Im Nachhinein ist die gefundene Lösung dann für Außenstehende oft klar und logisch. Im Vorhinein ist sie das jedoch keineswegs.
Aus diesem Spannungsfeld resultieren dann Aussagen wie „ich habe keine Zeit Ideen zu entwickeln.“ oder „Brainstormings und Ideensessions sind ja ganz nett, aber das dauert alles zu lange und es muss schneller gehen.“ Beobachtungen aus der gemeinsamen Arbeit mit unseren Kunden zeigt, dass Kreativprozesse und wenig Zeit nicht per se ein Widerspruch sein müssen. Einige Tipps aus unserer Trainings- und Moderationspraxis können Ihnen vielleicht helfen, den einzelnen nicht wirksamen Prozess der kreativen Ideenfindung so effizient wie möglich zu gestalten:
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- Trennen Sie strikt die beiden Phasen der Ideenentwicklung und der Ideenbewertung Hört sich banal an und viele kennen dieses Prinzip aus der Theorie. Praktisch wird es jedoch viel zu selten wirklich praktiziert. Bevor Sie also über die Vor- und Nachteile einer Idee diskutieren, sollten Sie zuerst eine gewisse Menge an Ideen ohne jede Diskussion entwickelt haben (Ideenentwicklung) und dann in einem zweiten getrennten Schritt ein Gespräch über einzelne vielversprechende Ideen führen (Ideenbewertung). Anstelle einer zehnminütigen Detaildiskussion über die erstbeste Idee, die einer Person gerade in den Sinn kommt, können Sie in den zehn Minuten zuerst 25 Optionen generieren und dann sehen, über welche es sich wirklich lohnt zu sprechen.
- Setzen Sie eine Minimumzeit Effizient heißt, mit möglichst wenig Zeit, viel zu erreichen. Doch was bedeutet im Kontext des kreativen Denkens möglichst wenig? Studien aus der Kreativitätsforschung zeigen, dass Menschen eine gewisse Zeit benötigen, um ihre Erstideen mental abzuladen und dann langsam originellere Ideen bekommen. Diese Ideen sind dann zwar von der Menge her geringer, jedoch vom Originalitätsgrad höher. Daher sollte eine Ideenfindungsrunde nicht zu schnell beendet werden, auch dann nicht, wenn die Ideengeschwindigkeit abnimmt. 10 – 15 Minuten sind dabei ein gute Untergrenze der Ideenentwicklung. Selbstverständlich darf es mehr werden, weniger sollte es jedoch nicht sein.
- Setzen Sie sich eine Ideenquote Eine andere Möglichkeit ist es, sich eine Zielquote zu setzen: „Bevor wir nicht mindestens 25 Alternativen haben, hören wir nicht auf.“ Dies kann auch helfen, wirklich jede Idee erst einmal zu nennen, um die Quote zu erreichen, statt Ideen zurück zu halten.
- Erlauben Sie Inkubationszeit Die Kreativitätsforschung spricht bei Ansätzen, um Kreativität zu fördern von einem Kontinuum zwischen „let it happen“ und „make it happen“. „Make it happen“ ist der Versuch, sich bewusst hinzusetzen und Ideen zu generieren. Das ist gut und wichtig. Gleichzeitig kommen oft noch weitere Ideen, wenn man gar nicht bewusst danach sucht, sondern mit etwas ganz anderem beschäftigt ist. Diesen „let it happen“-Ansatz sollten Sie ebenfalls nutzen. Ganz konkret könnte das bedeuten, dass nach einer Ideenfindungsrunde alle Teilnehmer noch einmal eine Nacht „darüber schlafen“ können, bevor am nächsten Tag mit der Auswahl der Ideen begonnen wird. Dabei können – müssen aber nicht – oft noch interessante neue Ideen entstehen.
- Nutzen Sie Techniken zur IdeenentwicklungSchließlich gibt es sehr viele Techniken, die einem einzelnen oder eine Gruppe helfen können auf weitere und neue Ideen zu kommen. Viele davon sind sehr einfach einsetzbar und eignen sich für so gut wie jedes Thema. Nutzen Sie diese.
Es gibt hier kein Patentrezept und jeder muss für sich herausfinden, was am besten funktioniert. Die obigen Tipps aus der Praxis haben sich jedoch für viele Menschen und Gruppen sehr bewährt.