Frau Crepaz, das Destinationsmarketing ist nicht unbedingt als Innovationstreiber in der digitalen Kommunikation bekannt. Wie kam es bei Ihnen zu der Entscheidung, eine Plattform wie „Was uns bewegt“ anzugehen?
Wir haben einfach beobachtet, wie unsere User sich in den Medien, vor allem im Internet, bewegen. Und haben erkannt, dass Werbung niemanden mehr interessiert. Womit also kann man die Aufmerksamkeit von Menschen erreichen? Denn darum geht es: herauszufinden, was den Menschen wichtig ist. In der Flut an Informationen, die uns täglich umspülen, sucht sich jeder das aus, was für ihn relevant ist, was ihn unterhält oder ein Stückchen weiter bringt. Wir kennen das alle von uns selber. Ja, so entstand die Idee zu Was uns bewegt. Der Schritt zur Entscheidung, eine eigene Website zu entwickeln, auf der mit journalistischen Mitteln Geschichten aus Südtirol erzählt werden, war trotzdem enorm. Aber wir sind überzeugt, dass das der richtige Weg ist: Menschen kommunizieren miteinander über Geschichten.
Wer ist die Zielgruppe für die Seite?
Menschen erzählen sich Geschichten, und Menschen sprechen über Themen. Nicht über Zahlen, nicht über Slogans. Was uns bewegt machen wir für Menschen, die sich mit Themen beschäftigen, zu denen Südtirol als Lebensraum etwas zu sagen hat, in denen wir als Bergbewohner ein anerkanntes Know how entwickelt haben, etwa im Bereich der Ernährung mit regionalen Produkten, oder beim Bauen in Übereinstimmung mit der Landschaft, in der Pflege der Alltagskultur, oder auf dem Gebiet der alpinen Kompetenz, weil wir schon immer findig sein mussten, um das Leben in den Bergen weniger beschwerlich zu machen. Mit den Geschichten wollen wir also Menschen erreichen, die sich mit unseren Werten und Themen auseinandersetzen und diese mit anderen teilen wollen. Egal ob sie in Hamburg, Rom oder Bozen leben.
Wie finden Sie die neuen Geschichten? Wie ist Ihr Team organisiert?
Wir sind sehr schlank. In der Kernredaktion arbeiten wir zu zweit. An der Planung, Themenfindung und Kampagnenführung sind dennoch sehr viele Menschen beteiligt. Was uns bewegt ist Teil einer übergeordneten Kommunikationsstrategie zur Positionierung Südtirols, deshalb orientieren wir uns an den Trendrecherchen unserer Agenturen, nehmen die exzellenten Südtirol-Kenntnisse unserer PR-Leute im Haus als Tipps auf, inspirieren uns an den neuen Angeboten aus unserer Produktentwicklung und hören auf unsere Social Media Manager, die uns verraten, welche Themen in den sozialen Netzwerken gerade diskutiert werden. Um nicht in Beliebigkeit abzudriften, haben wir auf der Seite selber acht Themen definiert, die zum einen die Werte der Marke Südtirol widerspiegeln, zum anderen auch die strategischen Ziele der Marke im Auge behalten. Nach diesen können die Geschichten auf Was uns bewegt auch gefiltert werden.
Welche Kommunikationsziele verfolgen Sie damit? Welche Ziele jenseits der Kommunikation verfolgt Ihre Organisation mit der Plattform?
Ganz unmittelbar wünschen wir uns, dass Menschen über die Geschichten von Südtirol erfahren und sich mit uns und dem Lebensraum Südtirol beschäftigen. Weil unsere Geschichten sie unterhalten oder bewegen oder ihnen neue Sichtweisen zeigen. In diesem Sinne bauen wir an einer Community mit ähnlichen Werten und Interessen, für die auch die Marke Südtirol steht. Erst sobald es uns gelingt, als Storytelling-Kompetenz anerkannt zu sein, werden die User auch in einen ernsthaften Dialog mit uns – d.h. mit der Marke Südtirol – treten. Und wenn wir unsere Sache ganz gut machen, hoffen wir, dass der eine oder andere, der die Geschichten liest und die Videos sieht, auch einmal in Erwägung zieht, sich dieses Südtirol anzusehen, nachzuprüfen, ob hier wirklich alles so ist, wie wir es auf Was uns bewegt erzählen. Wir schwindeln natürlich nicht…
Wie ist Ihre Meinung zur aktuellen Diskussion um Content Marketing und seriösen Journalismus?
Wir lügen nicht auf Was uns bewegt, nur um gut dazustehen. Wenn Sie das meinen. Es gibt viele Formen von Journalismus. Und es gibt viele Journalisten, gute und bessere. Die besten Geschichten sind immer jene, die gut recherchiert sind, die Leute zu Wort kommen lassen, Leistungen anerkennen und Abgründe nicht aussparen. In diesem Sinne arbeiten wir auf Was uns bewegt mit journalistischen Mitteln. Wir wollen niemandem vorgaukeln, dass wir ein tagesaktuelles und unabhängiges Magazin machen. Was uns bewegt steht im Dienst der Marke Südtirol. Der Absender ist klar erkennbar. Ich komme selber aus dem Journalismus, und ich finde, es schadet dem Marketing nicht, gut recherchierte und gestaltete Stories zu kommunizieren. Was uns bewegt ist ja gar nicht das Hochglanz-Südtirol. Schauen Sie selber, wir sehen uns nicht als paradiesischen Ort. Wohl aber als Ort, an dem man sich mit aktuellen Themen ernsthaft beschäftigt. Das erscheint mir ziemlich paradiesisch, wenn ich mich so in der Welt umschaue.
An dieser Stelle noch einmal vielen Dank für diese Einblicke!