Nett nicht länger der kleine Bruder von Scheiße.
Ganz im Gegenteil: Nett und freundlich ist en Vogue – um nicht zu sagen das neue Hip. Außerdem nicht zu vergessen: Nett macht Unternehmen erfolgreich! Zu diesem Schluss kam zumindest kürzlich Stefan Kolle im Handelsblatt. Aber nicht nur er, sondern Trendforscher weltweit rufen das Zeitalter der „Corporate Kindness“ aus. Manche gehen sogar davon aus, dass dies für Firmen innerhalb der nächsten zwei Generationen bereits Standard in der Unternehmenskultur ist. Fragt sich allerdings: Was verbirgt sich genau dahinter? Warum jetzt? Und wieso um alles in der Welt macht es erfolgreich?!
Was das Timing angeht, ist Kolle etwa davon überzeugt, dies habe mit dem kalten Sturm der Finanzkrise und den ökonomisch schlechten Zeiten zu tun. Klingt plausibel – ist aber wahrscheinlich nicht der einzige Grund. Als Vertreterin der Generation Y würde ich mal dreist behaupten, dass das Mindset unserer Altersgruppe das Seine dazu beiträgt: Laut einer PwC-Studie stellen wir – die sogenannten Millenials – bereits in den nächsten fünf bis sechs Jahren 50 Prozent der Berufstätigen und 30 Prozent der Käufer. Hiermit lässt sich auch (zumindest teilweise) begründen, warum Corporate Kindness Unternehmen tatsächlich erfolgreicher macht.
- Die neue Schicht von Käufern möchte, dass die erworbenen Produkte nicht nur hip und stylisch sind, sondern dass sie auch die Werte verkörpern, für die die Altersgruppe steht.
- Die Generation Y will nicht nur einen Job, um Geld zu verdienen. Idealerweise lässt sich mit dem Job auch noch die Welt verbessern – zumindest ein bisschen. Und wie wir im Vortrag von Prof Meyer im letzten LEWIS Forum Markenjournalismus gelernt haben: Es gibt keine besseren Markenbotschafter als begeisterte Mitarbeiter und begeisterte Kunden. Ein bisschen mehr Freundlichkeit kann also keiner Firma schaden – egal ob B2C oder B2B. Aber Vorsicht, liebe Unternehmen: Sich das Thema Corporate Kindeness aus dem reinen Kalkül der Markenführung auf die Fahnen zu schreiben, geht vermutlich nach hinten los.
Besagte Generation Y lässt sich nicht gerne für dumm verkaufen. Sprich: Es muss insgesamt ein stimmiges und vor allem glaubwürdiges Konzept dahinter stehen. Bei Marken wie LemonAid oder CheriTea ist das praktisch schon selbsterklärend. Hier steckt die philantropische Haltung schon im Namen. Von den großen Marken dieser Welt überzeugt besonders Ben & Jerry’s mit seiner Auffassung von unternehmerischer Freundlichkeit, sogar nach dem Kauf durch den Lebensmittelriesen Unilever (nice read hierzu übrigens das Interview mit den beiden Gründern im SZ Magazin). Aber natürlich hat Corporate Kindness nichts mit der Größe des Unternehmens zu tun. Social Media sei Dank lassen sich mittlerweile Möglichkeiten für „random acts of kindness“ einfacher denn je erkennen und ausführen (fyi: eine wirklich nette Geschichte gibt’s hier).
Unser Tipp: Mehr Freundlichkeit wagen!