Mädels, wir müssen reden. Es geht um unsere Karriere in der Public-Relations-Branche. Kann es sein, dass wir Frauen uns bei der Karriere teilweise selbst im Weg stehen? Wenn ich mir den Berufszweig der PR so ansehe, so sind rein statistisch gesehen wir Frauen in der Überzahl: Laut einer Studie vom Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung (IfKW) der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München[1] sind 53 Prozent der Beschäftigen in der PR-Branche weiblich. Unter den Berufsanfängern sind es sogar über 80 Prozent. Wen wundert’s: Schließlich werden uns Frauen Attribute zugeschrieben, die für diesen Beruf besonders vorteilhaft sind:
Wir sind kommunikativ und das von Geburt an (das Video sagt doch schon alles!), sind kreativ, teamfähig und können uns gut in andere hineinversetzen. Na also. Dann ist doch alles gut. Nein, denn unsere vielgepriesenen „weiblichen Tugenden“ werden uns beim Erklimmen der Karriereleiter zum Nachteil ausgelegt.
Warum Frauen es in der PR seltener auf den Chefsessel schaffen
Laut der Professorin und Mitautorin dieser Studie, Dr. Romy Fröhlich, tappen wir Frauen in die so genannte „Freundlichkeitsfalle“. Sprich: Wir sind also einfach viel zu nett. Und ist man einmal als nettes „PR-Mädel“ abgestempelt, werde man nach Ansicht der Professorin allerdings auch mal schnell beim nächsten Meeting nicht ernst genommen Weiter führt diese aus, müssen wir Frauen, wenn wir aufsteigen wollen „männliche Verhaltensweisen“ an den Tag legen, die auf Wettbewerb angelegt sind. „…da muss man auch mal die Ellenbogen spitzen, da muss man Führungsqualitäten an den Tag legen, da muss man härter werden. Da geht es nicht mehr um Dialog und um Konsens“, erläutert die Professorin im Interview mit pr-on.air.de. Wir müssen also „härter“ werden – „männlicher“!!! Aha! Da kommt mir gleich das Bild von Meryl Streep in „Der Teufel trägt Prada“ in den Kopf. Ist es das, was wir sein müssen, um Karriere zu machen? Knallhart, herzlos und rücksichtslos? Und das alles nur für die Karriere? Doch ganz so einfach ist es dann doch nicht. Denn es ist nicht alles einfach nur schwarz oder weiß. So geht Fröhlich auch noch auf einen weiteren entscheidenden Punkt in dieser Debatte ein: Den der gesellschaftlichen Veränderung, der entscheidend ist und uns Frauen weiterhin den Weg in die Führungsetagen ebnet. Denn sind es Männer gewohnt, von harten Frauen umgeben zu sein und von diesen geführt zu werden? Wohl eher nicht. Blickt man auch die PR-Branche so halten zwar 22 Prozent der Frauen in der PR eine Führungsposition inne. Damit sind auch gesamtwirtschaftlich betrachtet in der PR sogar die meisten Frauen in Führungspositionen tätig, und dennoch dominieren klar die Männer mit sage uns schreibe 78 Prozent. Doch können wir einfach über die bösen Männer schimpfen und uns darüber ärgern, dass sie uns nicht mitspielen lassen? Was wäre die Alternative? Zu schmollen? Ich gestehe, auch ich habe schon oft im Leben geschmollt und ich habe es auch teilweise mit Genuss gemacht. Dennoch: Schmollen hat noch keinem geholfen und selbst im Kindergarten hat es die Jungs nicht dazu gebracht, uns mitspielen zu lassen. Wir mussten uns schon selbst unseren Platz erkämpfen. Und diese kindliche Erfahrung kann man nun in die Arena der PR-Welt übertragen.
Selbstbewusstsein ist der Schlüssel zur Karriere
Letztendlich geht es nicht darum auf „Teufel komm raus“-Karriere zu machen oder überhaupt Karriere zu machen. Jeder muss für sich entscheiden, was ihm wichtig ist oder wo er im Leben hin will. Es geht auch nicht darum, unsere Weiblichkeit abzulegen und quasi ein „Mann“ zu werden. Das Wichtigste bei allem im Leben ist und auch bei der eigenen Karriere: Jeder muss sich selbst treu bleiben. Und wenn wir Frauen uns für die Karriere entscheiden und Einzug in die Chefetagen erhalten wollen, müssen wir vor allem eines sein – selbstbewusst. Das noch gepaart mit Zielstrebigkeit, Durchhaltevermögen und einer Portion „Spieltrieb“. Denn mal ganz ehrlich, Mädels: Damit das Spiel mit den Männern Spaß macht, ist es auch die falsche Taktik das „liebe, nette Mädchen“ zu sein, das zu allem „Ja und Amen“ sagt. Dafür interessiert sich doch wirklich niemand? Oder was meint ihr dazu?