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LEWIS

von

LEWIS

Veröffentlicht am

Dezember 17, 2017

Tags

Greenpeace, Greenpeace PR, Public Relations, Social Media

Das ist der zweite Teil meines Interviews mit Volker Gaßner, Teamleiter Presse, Recherche und Neue Medien bei Greenpeace e.V. in Hamburg. Den ersten Teil des Interviews finden Sie hier. Im zweiten Teil erklärt Gaßner, wie sich die Medienarbeit zwischen Greenpeace und Journalisten aufgrund von Social Media verändert hat. Ebenfalls gibt er an, was Kommunikationsprofis tun müssen, um am Ball zu bleiben und legt dar, was er sich von künftigen Bewerbern im PR-Bereich bei Greenpeace erhofft.


Volker Gaßner, Teamleiter Presse, Recherche und Neue Medien bei Greenpeace e.V. in Hamburg

LEWIS PR: Facebook, Twitter & Co.: Wie haben diese Technologien die Zusammenarbeit zwischen PRlern und Journalisten verändert? Was sind die Vorteile von Social Media und was die größten Herausforderungen?

VG: Journalisten suchen heute via Social Media nach guten, noch nicht erzählten Geschichten. Und es obliegt uns, den Kommunikationsexperten, interessanten Content anzubieten. Journalisten und Blogger folgen den Social Media-Kanälen großer Unternehmen, Parteien oder Non-Profit-Organisationen (NGO). Jeder möchte möglichst als Erster eine gute Geschichte recherchieren und der Öffentlichkeit davon erzählen. Wir müssen daher sicherstellen, dass interessante Geschichten und sogenannter „Rich Content“ (wie etwa Bilder, Graphiken, Videos und Podcasts) den Journalisten und Bloggern in Social Media-Newsrooms zur Verfügung stehen und für diese einfach zugänglich sind. Die Art und Weise, wie sich der Umgang mit Informationen verändert hat, beinhaltet nicht nur, dass das Unternehmen durch Social Media zum „Sender“ wird. Es beinhaltet auch, dass die PR-Profis der Unternehmen selbst sichtbarer werden und weit mehr Aufmerksamkeit erhalten. Eine weitere Veränderung ist, dass sich die ständige Erreichbarkeit von PR-Profis durch Social Media noch erhöhen wird. Die Erwartungshaltung von Journalisten wird geweckt, auch Abends noch aktuelle Informationen zu bekommen. Für ein gut aufgestelltes Unternehmen oder für uns als NGO kann das eine große Chance bedeuten, da wir durch die verschiedenen Social Media-Kanäle die Möglichkeit haben, stets mit der Öffentlichkeit zu kommunizieren. Im Krisenfall ist Greenpeace zum Beispiel rund um die Uhr zu erreichen. 24 Stunden erreichbar zu sein, stellt uns vor die große Herausforderung der Ressourcenplanung. Aber gleichzeitig bieten sich auch Chancen, unsere Einschätzungen, Meinungen und Informationen mit den Journalisten und Bloggern zu teilen  und Ihnen Content anzubieten, wann immer sie diesen benötigen  Am Ende des Tages profitieren sowohl die Journalisten, Blogger oder andere Meinungsführer als auch wir, als NGO. Wie die Zusammenarbeit von Bloggern und Journalisten aussehen kann, zeigt der unglaubliche Erfolg der Huffington Post. Hier können neben bezahlten Journalisten auch Blogger publizieren. Obwohl Letztere auch journalistisch tätig sind, bekommen sie allerdings kein Geld für ihre Tätigkeit – einzig und allein aus dem Grund, dass sie Blogger sind. Als Belohnung erhalten sie immerhin eine hohe Aufmerksamkeit für ihre Arbeit, von der allein aber der Blogger oder die Bloggerin nicht leben kann. Ich bin dafür, dass Formate, die Werbeinnahmen generieren, so wie beispielsweise die Huffington Post, nicht nur Journalisten für ihre Arbeit bezahlt sondern auch Blogger.

LEWIS PR: Künftige Herausforderungen: Was können wir in den kommenden Jahren erwarten?

VG: Die anfänglich große Euphorie über Social Media hat sich gelegt. Für die meisten Kommunikationsprofis gehört Social Media heute zum Alltag und zum natürlichen Bestandteil guter Kommunikation. Es werden weitere Kommunikationskanäle entstehen, auf die wir uns einstellen müssen. Vielleicht werden bekannte Kommunikationsplattformen, die wir heute schätzen und lieben, durch andere Möglichkeiten ersetzt werden. Erinnern wir uns: Noch vor ein paar Jahren war MySpace die weltweit größte Community. Sie wurde durch Facebook abgelöst. In Deutschland war die StudiVZ-Gruppe viele Jahre sehr erfolgreich, heute ist sie bedeutungslos. Ebenfalls wird die Geschwindigkeit der Verbreitung von Information weiter zunehmen. Das Gleiche gilt auch für die Vielfalt der Informationen. Wie wir am Beispiel des arabischen Frühlings gesehen haben oder aktuell im Syrienkonflikt, können wir die Macht von Social Media erkennen. Ohne die neuen Kanäle wüssten wir eventuell nicht, was in diesen Ländern vorgeht. Denn in beiden genannten Konflikten entpuppte sich Social Media als die einzige Informationsquelle, die es uns ermöglichte sich ein Bild von der Lage zu machen. Heutzutage kann jeder Informationen erstellen und verbreiten. Demnach kommen die Informationen nicht mehr ausschließlich von Journalisten, sondern auch von den Betroffenen selbst. Wir werden immer wieder Informationen verifizieren müssen, damit wir die Echtheit von Informationen bestätigen und damit arbeiten können. Aufgrund der Informationsflut wird es für NGOs immer wichtiger, ihre Geschichte in eigenen Worten zu erzählen. Unsere Aufgabe ist es, die entscheidenden Meinungsführer anzusprechen und diesen unsere Projekte vorzustellen. Wichtig ist, dass sie dabei unterstützen unsere Botschaften weiterzuverbreiten, sodass wir letztendlich die Unterstützung möglichst vieler Leute erhalten. Mit Hilfe unserer Unterstützer ist es uns möglich, gemeinsam einen Weg zu erarbeiten, um Umweltprobleme zu lösen.

LEWIS PR: Was können PRler tun, um am Ball zu bleiben? Welche Tips haben Sie, wenn es darum geht, sich im Bereich Social Media zu beteiligen?

VG: Ein echter PR-Profi sollte neugierig bleiben und ein aktives Mitglied der Social Media-Szene sein: Mit einem aktiven Mitglied ist ein „Erzähler“ gemeint – jemand, der Inhalte teilt und weiter streut. Nicht gemeint ist jemand, der lediglich Inhalte liest und daher als „passives“ Mitglied eingestuft wird. Er sollte Social Media nicht nur nutzen, sondern kreativ einsetzen und die ganzen Spielarten der Kommunikation nutzen und weiterentwickeln. Ein hoher Grad an Vernetzung und eine große Kommunikationsfreudigkeit spielen dafür eine herausragende Rolle. Mein Ratschlag an junge PRler: Erweitere deinen Horizont, schau dir die Kommunikationsformen in anderen Ländern an und lerne daraus.

LEWIS PR: PR Experten: Was erwarten Sie von Bewerbern? Welches Wissen und welche Fähigkeiten müssen diese mitbringen, um bei Greenpeace in der PR arbeiten zu können?

VG: Wir brauchen politisch denkende Kommunikationsprofis, die umweltpolitische Ziele erreichen wollen und dafür das gesamte Spektrum der Kommunikationsmöglichkeiten denken und nutzen können. Engagierte Kommunikationsprofis sollten unkonventionell und kreativ neue Kommunikations- und Mitmachformen kreieren und weiterentwickeln. Ebenfalls sollten sie ein aktives Mitglied der Social Media-Szene sein. Und das bringt mich zum letzten Punkt: Die Kreativität ist entscheidend. Sie spielt für unsere Kampagnenarbeit eine große Rolle, denn wir brauchen außergewöhnliche Aktionen, um das Interesse an politischen Themen zu wecken und Leute zum Mitmachen zu bewegen. Wir müssen sicherstellen, dass der Druck auf Konzerne und die Politik so hoch ist, dass am Ende Lösungen gefunden werden, die für eine grüne und friedliche Zukunft unerlässlich sind.

 

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