„Es wäre schade um die ganzen Fotos von Essen“ – Nein, Fotos von Essen (Ruhrgebiet) sind damit nicht gemeint. Vielmehr handelt es sich um einen Kommentar, den ich kurz nach der Übernahme von Instagram durch Facebook im Web gelesen habe. Als die Nutzerzahlen des Foto-Phänomens kurzfristig einbrachen und man befürchtete, dass ohne Instagram wieder niemand sein Essen fotografieren würde – weil es auf normalen Fotos einfach nicht halb so gut aussieht.
Diskrepanz zwischen Social Media-Kommunikation und der Realität im Social Web
Seitdem ist „Es wäre schade um die ganzen Fotos von Essen“ für mich eine Metapher für die Diskrepanz zwischen der Social Media-Kommunikation vieler Unternehmen und der Realität im Social Web. Die Nutzer sollen sich doch mit einer Marke identifizieren, ihre Begeisterung teilen und sich als Brand Ambassadors engagieren. Und was machen sie? Sie fotografieren ihr Essen. Zugegeben, natürlich nicht ausschließlich. Aber Pinterest – das Social Network, in dem sich die Frauenquote bereits durchgesetzt hat – lebt zu nicht unerheblichen Teilen von hübsch angerichteten Desserts & Co. Und wir haben natürlich alle vollstes Verständnis dafür, dass Essen als eines der menschlichen Grundbedürfnisse einen wichtigen Teil in unserem Leben spielt. Social Media heißt halt für viele – die meisten? – Nutzer, die kleinen Banalitäten des Alltags mit Freunden und Bekannten schnell und einfach zu teilen. Die sozialen Medien haben aber auch noch eine andere Funktion, bei der die Interessen von Profi-Kommunikatoren und Durchschnittsnutzern besser zusammenpassen: Das Teilen von Informationen. Spannende und witzige Neuigkeiten aus einem Themenbereich, den man mit seinen Kontakten teilt, verbreiten sich daher wie das sprichwörtliche Lauffeuer im Social Web (als PRler kann ich das immer sehr gut beobachten wenn es eine große Neuigkeit aus der Branche gibt – viele Kontakte aus der Branche sorgen da für eine schnelle Verbreitung). Für Unternehmen, die über soziale Kanäle kommunizieren wollen, bedeutet das vor allem eines: Der Informationswert ihrer Kommunikation bleibt weiterhin extrem wichtig. Was nicht interessiert, wird nicht geteilt – so einfach ist das. In den USA ist der Begriff Brand Journalism schon länger in der Diskussion. Für alle, die ihn noch nicht kennen: Kurz zusammengefasst bedeutet er, dass Unternehmen Geschichten über sich (und ihr Umfeld – ihre Branche) erzählen und über ihre eigenen Kanäle verbreiten. Das Unternehmen wird zum Medium, das sich dann auch an der Qualität dieser Geschichten messen lassen muss. Eine große Chance – aber natürlich auch eine Herausforderung. Denn es wird ja bis heute einfach auch mal gerne nur das Essen fotografiert.