Ganz recht, ein ganzer Tag, der die PR in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit rücken sollte. Als Folge dieses Tags entstanden jedoch innerhalb Großbritanniens einige kritische Artikel (BBC, Financial Times) zum Thema PR. Die wesentliche Frage dabei war, ob die PR-Branche eigene Beratung nötigt hat, da ihr Ruf heutzutage als angeschlagen gilt. Natürlich befassen sich die Artikel vorrangig mit für England spezifischen Problemen und Ansichten der Pressearbeit, die nicht zwingend auf Deutschland übertragbar sind. Dennoch ergaben sich auch aus den Kommentaren zu den Artikeln einige klare Anklagen, die gegen unser täglich Brot erhoben werden. Da ist die Rede von Unehrlichkeit, Nachrichten ohne Inhalte und überzogenen PR-Stunts. Letzteres mag in Deutschland am wenigsten verbreitet sein, sieht man mal von Reality-Shows mit XYZ-Promis ab.
Wie bereits in einem anderen Blog-Eintrag beleuchtet, ist das Bewusstsein für Public Relations in der deutschen Öffentlichkeit weniger ausgeprägt. Allein die Häufigkeit der Frage „Und was genau machst du da nun?“ bestätigt dies immer wieder. Der Vorwurf Unternehmens-gefärbter News-Inhalte ist jedoch ein gänzlich anderes Thema. Unsere News geben zwar nicht Auskunft über jüngste Entwicklungen in der Syrien-Krise, dennoch beinhalten sie Neuigkeiten und jüngste Entwicklungen unserer Kunden.
Weder Hardnews noch Softnews brauchen da ihr Licht unter den Scheffel stellen. Unser „Marketing-Geschwurbel“, wie ein Journalist kürzlich unsere Texte salopp bezeichnete, besteht nicht aus Phrasendrescherei – das gehört auch nicht zu unserer Definition von Markenjournalismus. Softnews beinhalten nahezu durchgängig neutrale Hintergrundinformationen zu aktuellen Themen. Hardnews sind dagegen zwar in größerem Maß Marketing-lastig, berichten jedoch die tatsächlichen News unserer Kunden, ganz gleich ob zu Übernahmen, neuen Produkte oder einer neuen Partnerschaft. Unwahrheiten sind darin nicht zu finden.
Die Herausforderung für uns besteht darin, unseren Kunden jeden Tag aufs Neue gut aussehen zu lassen, ohne dabei aber auf Fantastereien und frei erfundene Inhalte zurückzugreifen, wie es im Marketing oder der Werbung der Fall ist. Dass der eine oder andere Journalist aufgrund des fünfzigsten Pitches an einem Tag sichtlich genervt reagiert, ist verständlich, ebenso, dass der eine oder andere Text für ein Medium nochmals neutraler aufbereitet werden muss. Die Aussage, wir würden schlichtweg Unwahrheiten publizieren, ist dagegen nicht haltbar. Im Hinblick auf die Entwicklung der aktuellen Medienlandschaft, in der immer weniger Journalisten umso mehr Inhalte liefern müssen, ist die Bedeutung von Presseagenturen gestiegen. Wir sind in der Lage, das zusätzliche Material zu liefern, das Journalisten am Ende des Tages fehlt und können so die Medien mit unserer Arbeit entlasten. Dennoch mögen die PR-kritischen Stimmen in UK nicht völlig falsch liegen. Wir haben nicht den Charme, der durch TV-Serien wie Mad Men aufpolierten Werbebranche noch das Image eines Marketing-Spezialisten, der auf Unternehmensseite operiert und den Bekanntheitsgrad der eigenen Firma und des eigenen Produkts pusht. Unser Job ist die Gratwanderung dazwischen, sowohl Kunden als auch Journalisten gleichermaßen zu bedienen. Man bezeichnet uns branchenintern gelegentlich als die Journalisten auf der dunklen Seite der Macht. Offiziell jedoch, so sehen das immer noch viele unerfahrene Geschäftsführer, landen wir mit Werbern und Marketing dann doch in einem Topf. „Ah, du machst also irgendwas mit Medien“, das knappe Fazit zu meinen Ausführungen über PR. Ob dies nun ein besseres Ansehen ist als das britische, muss jeder für sich selbst entscheiden. Die Aussage, dass wir auch am eigenen Image arbeiten müssen, ist nicht völlig von der Hand zu weisen.