PR, Marketing, Journalismus oder Werbung – vor allem unter den angehenden Geistes- und Sozialwissenschaftlern werden immer noch häufig diese Berufsfelder als Wunschziel genannt. Ich persönlich finde das sehr interessant, denn gerade diese Berufszweige befinden sich mitten im Umbruch – Stichwort Social Media. Die Entwicklung ist völlig offen und Experten streiten sich noch grundlegend, wohin die Reise gehen wird. Sehr aufschlussreich war eine entsprechende Diskussion auch auf den 27. Münchner Medientagen. Klar ist, Social Media verändert schon jetzt die Geschäftsmodelle von Agenturen und die Aufgaben von Pressestellen in Unternehmen. Lohnt sich ein Einstieg? Ich denke, auf jeden Fall! Insbesondere PR-Agenturen sind extrem dynamische Gebilde und stehen oft an der Spitze von neuen Entwicklungen. Zum großen Teil begründet sich dies durch Kundenanforderungen, aber andererseits beruht dies auch auf Selbstzweck. Schließlich ist es in der Regel besser eine neue Entwicklung zu gestalten als Trends planlos hinterher zu rennen. Außerdem sind in meinen Augen die Arbeitsplätze im PR-Umfeld für heutige Zeiten relativ sicher. Zumindest birgt es hohe Hürden, solche Aufgaben mal schnell nach Indien, Irland oder Osteuropa auszulagern – im Gegensatz zu Finanzabteilungen. Der Grund? Kulturelle Gegebenheiten, Muttersprache, ein gutes Netzwerk mit der heimischen Presselandschaft und die Nähe zum Kunden sind wichtige Voraussetzungen für eine erfolgreiche PR.
Pressestelle oder PR-Agentur? Ein Stück weit ist die Entscheidung zugunsten der PR-Agentur sicher Geschmackssache. Aus meiner Sicht sprechen aber einige Fakten für eine Agentur. Das Handwerkszeug lernt man dort sehr schnell von der praktischen Seite. Egal ob es sich dabei um das Schreiben, Ausarbeiten von PR-Plänen oder die Evaluierung einer Kampagne handelt. Soll es lieber Healthcare, IT, Automotive, Mode oder Food sein? Viele Agenturen arbeiten für Kunden aus verschiedenen Branchen. Damit kann man sich ohne Aufwand einen guten Überblick über thematische Besonderheiten verschaffen und umfassendes Branchenwissen erwerben.
Welche Voraussetzung sollte ein/e Kandidat/in mitbringen? Wichtig ist eine gewisse Stressresistenz und Flexibilität. Denn PR lebt von der Interaktion mit Journalisten und Unternehmen und wird damit oft getrieben von aktuellen Ereignissen. Eine schnelle Auffassungsgabe ist daher unabdingbar. Und nicht zu vergessen, eine Agentur ist ein Dienstleistungsunternehmen. Neben der Beratungskompetenz sollte eine gewisse Serviceorientiertheit gegeben sein.
Was macht eine gute Bewerbung aus? Bitte das Anschreiben individuell formulieren und nicht aus Standardphrasen zusammensetzen! Personalverantwortliche erhalten hunderte Bewerbungen auf eine Stellenanzeige. Wer klar macht, dass er sich mit den ausgeschriebenen Anforderungen wirklich auseinandergesetzt hat, hebt sich automatisch aus der Masse ab. Der Lohn für die Mühe? Eine Einladung zum Vorstellungsgespräch.
Sind PR-Agenturen Talentschmieden für PR-Stellen in Unternehmen? Idealerweise sollten PR-Verantwortliche auf Unternehmensseite und die Agenturmannschaft gemeinsam als Team die Kampagne vorantreiben. Rückblickend auf meine mehr als zehn Jahren Agenturerfahrung kann ich sagen, dass erfolgreiche PR-Manager sehr oft selbst auf eine Agenturlaufbahn zurückblicken. Sie wussten einfach, wie eine Agentur tickt und wie PR funktioniert. Selbst wenn manche Kollegen mit dem Ziel gestartet sind, eine Agentur „nur“ als Zwischenstation auf dem Weg zur Unternehmensseite zu passieren, sind viele dann doch dem Agenturleben treugeblieben. Das Gras des Nachbarn erscheint eben oft nur auf den ersten Blick grüner.