Was aber genau ist gendergerechte Sprache und warum sollten Sie diese in der Kommunikation mit Ihrer Zielgruppe und mit Multiplikator:innen umsetzen? Ganz einfach: Es geht darum, dass jeder Mensch, egal welchen Geschlechts in den Medien oder auf einer Unternehmensseite abgeholt und angemessen angesprochen wird. Das männliche Geschlecht „Leser“ reicht in unserer emanzipierten Welt nicht mehr aus, um weibliche „Leser“ anzusprechen. Auch nichtbinäre Personen fühlen sich vom generischen Maskulinum ausgeschlossen, denn es steht immer noch für eine männlich dominierte Gesellschaft.
Das möchten wir bei LEWIS nicht vorleben und haben uns daher Gedanken gemacht, wie und ob wir eine gendergerechte Sprache verwenden. Als ersten Schritt haben wir unsere Website entsprechend angepasst. Als Agentur stehen wir hinter der Aufforderung des Rat(s) für deutsche Rechtschreibung, „dass allen Menschen mit geschlechtergerechter Sprache begegnet werden soll und sie sensibel angesprochen werden sollen“. Dazu hat der Rat ein Positionspapier für gendergerechte Sprache verfasst. Auch wir sind davon überzeugt, dass Gendern richtig und wichtig ist. Zudem haben bereits einige Kund:innen gendergerechte Kampagnen mit uns entwickelt oder gefragt, ob wir die genderechte Sprache in Mails und Presseaussendungen empfehlen.
In diesem Beitrag möchten wir unsere Erfahrungen zu diesem Thema mit Ihnen teilen und Ihnen zeigen, wie sich gendergerechte Kommunikation in jedem Unternehmen – auch in Ihrem – umsetzen lässt.
Haben Sie eine klare Meinung zum Gendern
Obwohl das Thema bereits seit Längerem diskutiert wird, kommunizieren vor allem Unternehmen häufig nicht gendergerecht. Öffentliche Einrichtungen hingegen müssen gendern. Das Thema wird also unterschiedlich gehandhabt, aber heißt das, das Thema geht auch Ihr Unternehmen nichts an? Ganz im Gegenteil! Warten Sie nicht erst, bis sich Journalist:innen oder Kund:innen wegen einer nicht-gendergerechten-Formulierung bei Ihnen melden und mit Ihnen diskutieren möchten. Zeigen Sie direkt eine klare Haltung. Es allen recht zu machen, funktioniert sowieso nicht. Ob IT-Fachmedien, Tages- oder Businesspresse, die Erwartungen sind immer noch unterschiedlich. Und letztlich entscheiden Sie, ob Sie Geschlechtergerechtigkeit in Ihrer Kommunikation leben.
Richtig gendern in journalistischen Texten
Wie können Sie nun sicherstellen, dass Ihre Texte gendergerecht und gut (vor-)lesbar sind? Folgende Schreiweisen gibt es:
- Leser:innen: Die Schreibweise mit dem Doppelpunkt wird von Sprachausgabeprogrammen durch eine kleine Pause vor dem „innen“ wiedergegeben und verdeutlicht so, dass es sich um die gegenderte Form handelt. Das ist für Menschen mit Sehbehinderung wichtig.
- Leser und Leserinnen: Diese Version ist grammatikalisch korrekt. Wer besonders höflich sein möchte, nennt die weibliche Form zuerst. Jedoch werden Sätze damit unnötig lang und sie schließt nichtbinäre Personen aus.
- Leser/innen: Der Duden hat sich für den Schrägstrich ausgesprochen. Er ist aber grammatikalisch nicht immer korrekt bzw. erfordert manchmal einen Bindestrich, wie bei Kunden/-innen. Dieser wird in der Praxis oft weggelassen.
- Leser(innen): Die Klammerschreibweise birgt weniger grammatikalische Stolpersteine als der Schrägstrich. Sie lässt jedoch die weibliche Form als zweitrangig erscheinen.
- LeserInnen: Das sogenannte große Binnen-I unterbricht den Lesefluss am wenigsten.
- Leser*innen: Das Gendersternchen hat sich vielerorts durchgesetzt. Der Vorteil: Das Zeichen ist noch durch keine andere Funktion besetzt.
- Leser_innen: Der Unterstrich stört die Optik und den Lesefluss.
- Die Lesenden: Diese Formulierung ist genderneutral, sie kann aber je nach Kontext etwas steif und antiquiert wirken. Zudem lässt sich nicht für alle männlich konnotierten Begriffe, z. B. Leserschaft ein neutraler finden.
Ganz konkrete Tipps für die Praxis
Wie Sie sehen, gibt es theoretisch unterschiedliche Möglichkeiten, wie Sie gendergerecht formulieren. Wir möchten an dieser Stelle einige Tipps für die praktische Umsetzung geben:
- Beispielsweise können Sie die direkte Ansprache Liebe Kundinnen und Kunden durch ein neutrales Hallo
- Nutzen Sie Wir-Formulierungen, wenn es um Sie und Ihr Unternehmen oder Ihr Team geht.
- Überlegen Sie, ob sich statt Kund:innen nicht der neutrale Begriff Kundschaft verwenden lässt.
- Auch Komposita, also Wortzusammensetzungen lassen sich gendern. Aus Rednerpult wird dann Redepult. So lässt sich die maskuline Form neutralisieren. Bei einem Wort wie Kundenzufriedenheit wiederum sollten Sie abwägen, ob der Text zerhackt wirkt, wenn Sie stattdessen Zufriedenheit unserer Kund:innen Komposita lassen oder nicht, das sagt Ihnen die Praktikabilität.
How to – wie Sie gendergerechte Sprache in Ihrem Unternehmen umsetzen
Lernen Sie, was Ihre Zielgruppen erwarten
Ob Ihre Kund:innen oder Medienpartner:innen für die Gendersprache bereit sind, lässt sich durch eine kleine Recherche herausfinden. Schauen Sie, ob Ihre Geschäftspartner:innen selbst gendergerecht kommunizieren und fragen Sie sie nach ihrer Meinung zum Gendern und wie sie das Thema angehen. Gendert die Mehrheit, dann sollten auch Sie das Thema anpacken und zwar umgehend.
Setzen Sie Ihre Entscheidung konsequent um
Bevor es in Ihrem Unternehmen an die praktische Umsetzung geht, überlegen Sie sich, welche Genderschreibweise am besten zu Ihren Zielen und Ihrer Zielgruppe passt. Ist die Entscheidung getroffen, setzen Sie sie konsequent in allen Print- wie Onlinetexten um. Aber Achtung: Bei offiziellen Stellenausschreibungen gelten die amtlichen Rechtschreibregeln: Bewerberin(nen) und Bewerber oder Bewerber/innen. Bei der zu besetzenden Funktion arbeiten Sie hingegen wie folgt: Senior Account Manager (m/w/x).
Bleiben Sie auf dem Laufenden
Checken Sie aktuelle Entwicklungen zur gendergerechten Sprache. Der Duden veröffentlicht dazu regelmäßig informative Beiträge. Auch ein Blick auf die Seite vom Rat für deutsche Rechtschreibung lohnt. So können Sie sicherstellen, dass Sie immer den aktuellen Anforderungen entsprechen und damit auch Ihre Stellenausschreibungen rechtssicher verfasst sind.
Last but not least!
Gendern ist nur mit enger Absprache der Geschäftsleitung, den Führungskräften und letztendlich den Mitarbeiter:innen möglich.
- Holen Sie sich im Unternehmen positive Verstärker, die mit Ihnen die Gendersprache entwickeln und ins Unternehmen tragen.
- Lernen Sie in Workshops, wie Sie die internen Multiplikator:innen auf das Thema einschwören.
- Genderprozesse sollten die Geschäftsleitung und die Führungskräfte via Mentorship begleiten. So sehen die Multiplikator:innen, dass das Thema Gewicht im Führungsteam hat.
- Überprüfen Sie, welche Texte – ob externe wie interne, online wie Print – gendergerecht überarbeitet werden müssen. Bei Print sollten Sie praktikabel bleiben: Es ist keinem gedient, wenn Sie noch aktuelle Materialien entsorgen. Doch bei einer Neuauflage steht der gendergerechten Sprache nichts mehr im Weg.
- Entwickeln Sie mit Ihren Multiplikator:innen eine Guideline zu gendergerechtem Umgang im Unternehmen, hinter der alle stehen.
- Verankern Sie das Thema „Gendern“ nachhaltig im Unternehmen – es ist ein Prozess des Mitmachens. Veranstalten Sie Vorträge, Workshops und diskutieren Sie das Thema in Abteilungsmeetings.