Es gab eine Zeit, da habe ich mir keine Gedanken über das Thema Gleichberechtigung gemacht. Als das Abitur anstand oder bald darauf das Studium, kam mir nicht in den Sinn zu hinterfragen: „Habe ich eigentlich dieselben Möglichkeiten wie ein Mann meines Alters?“ Egal, ob Mathe- oder Pädagogik-LK, Physik- oder Philosophie-Studium: Das alles schien keine Frage des Geschlechts zu sein. Dann kamen die ersten Jobs, vier Kinder, der Wunsch, Familie und Karriere unter einen Hut zu bekommen. Und plötzlich wurde mir klar: Gleichberechtigung ist auch im Jahr 2019 ein Thema, über das sich durchaus diskutieren lässt. Es gehört keinesfalls als aktueller, aber auch ein wenig abgedroschener Gesprächsstoff in die spätabendliche Talkshow, bei der ich grundsätzlich einschlafe, da Kind Nummer 4 die vergangenen Nächte Magendarm-Schwierigkeiten hatte, Kind Nummer 2 noch für die Deutscharbeit lernen muss, im Badezimmer ein Rohr geplatzt ist, der Kuchen für das Kindergartenfest in den Ofen muss, und ich immer noch zwei Anwenderberichte und drei Pressemeldungen zu schreiben habe.
Faire Aufgabenverteilung: Tag für Tag eine Mammutaufgabe
Nein, Gleichberechtigung startet bereits morgens am Frühstückstisch, geht weiter im Büro und zieht sich durch sieben Tage in der Woche. Ich habe das große Glück, in einer Familie zu leben, in der die Hausarbeit aufgeteilt wird. Und auch im Job macht jeder die Aufgabe, die gerade ansteht. Mein Mann übernimmt durchaus ohne Aufforderung den Abwasch, kocht das Abendessen und startet die Waschmaschine. Kleine Missgeschicke – Ich sage nur „rote Socke in der weißen Kochwäsche“ – passieren uns beiden. Es stand aber nie zur Diskussion, wer von uns beiden in Elternzeit geht, denn beim großen amerikanischen IT-Konzern, für den er arbeitet, wären bereits zwei Monate Pause nicht gerne gesehen gewesen. Nach einem halben oder sogar ganzen Jahr hätte er den Anschluss an Teams, IT-Trends und Entwicklungen zweifelsohne verpasst. Nicht zu vergessen: Auch finanziell wäre die Elternzeit meines Mannes nicht denkbar gewesen.
Waffelaktion im Säulendiagramm
Hinzukommen viele kleine Dinge, die ohne Absprache stets bei mir und anderen Frauen liegen: Die Planung des Kindergeburtstages, das Einpacken von Weihnachtsgeschenken, das Basteln der Martinslaterne oder der Besuch des Elternsprechtags sind nur ein paar Beispiele. Das liegt zum einen daran, dass ich meistens einen besseren Überblick habe. Andererseits bin ich aber auch ein Kontrollfreak: Geschenke, eingerollt in fünf Kilo Papier, liebevoll verklebt mit zwei Kilo Tesa, machen mich fuchsig. Und auch Elternabende sind leider immer noch Frauendomäne: Die Väter, die auf zu kleinen, wackeligen Stühlen zwei Stunden eines schönen Sommerabends verbringen, sind oft in Begleitung ihrer Frau da, oder gehören zur Kategorie Alleskönner: „Ach, so’n Posten als Elternratsvorsitzender wuppe ich mit links. Lasst mich mal machen.“ Bei der Planung des weihnachtlichen Waffelbackens holte ein Vertreter dieser Spezies doch tatsächlich seinen Laptop heraus, öffnete eine Excel-Tabelle und teilte den anderen anwesenden 20 Frauen mit: „Los geht‘s, Mädels. Ich bin Abteilungsleiter.“ Seitdem weiß ich: Milch-, Zucker- und Schöpfkellenbedarf lassen sich prima in einem Säulendiagramm darstellen. Ob’s notwendig ist, sei dahingestellt. Ich weiß aber auch: Es gibt immer noch Männer, die Frauen extrem wenig zutrauen.
In meiner Arbeit bei LEWIS ziehen Männer und Frauen an einem Strang, und das ist auch gut so. Deutschland- oder weltweit gibt es aber teils signifikante Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Fast vom Stuhl gekippt bin ich, als ich gelesen habe, dass Frauen bis zum Jahr 1977 (!) ihren Mann um Erlaubnis fragen mussten, wenn sie einen Beruf ausüben wollten.
Ungleichheit in Zahlen: Nur neun Prozent weibliche Bürgermeister
Und auch diese Zahlen der SZ sind überaus spannend: In Deutschland sind rund 51 Prozent der Bevölkerung Frauen, allerdings nur 9 Prozent aller Bürgermeister weiblich. 99 Prozent aller Sprechstundenhilfen, aber 0 Prozent der Baumaschinenführer sind hierzulande weiblich. Zu den PR-Beratern habe ich keine aktuellen Zahlen gefunden, vermute beim Blick ins Büro jedoch, dass es mehr Frauen sind, die sich mit Kommunikationskonzepten und Co. beschäftigen. Unter den Alleinerziehenden wiederum sind 85 Prozent Frauen. 20 Prozent der Männer, aber 58 Prozent der Männer arbeiten in Teilzeit. Hinzu kommen immense Gehaltsunterschiede.
Ich bin den vielen Frauen dankbar, die in den vergangenen Jahrzehnten und Jahrhunderten so viel für die Gleichberechtigung erreicht haben – so viel sogar, dass heute manchmal fast vergessen wird, dass Frauen und Männer eben noch immer nicht in allen Belangen auf einer Stufe stehen. Der heutige Weltfrauentag sollte uns allen, Männern und Frauen, als Ansporn dienen, jeden Tag weiter für ein Arbeits- und Lebensumfeld einzustehen, in dem es gerecht zugeht – für alle Geschlechter, Minderheiten und Gruppierungen.
LEWIS macht sich für Gleichberechtigung stark: #BalanceForBetter
Wir bei LEWIS glauben an gleiche Chancen für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Kolleginnen und Kollegen, wissen aber auch, dass wir, um dies zu erreichen, weiter eng zusammenarbeiten und an einem Strang ziehen müssen. Daher haben wir in den LEWIS-Büros weltweit dieses Video gedreht, um zu zeigen, wofür es sich einzusetzen lohnt. In diesem Sinne: Happy International Women’s Day and #BalanceForBetter.