Uns ist bewusst, dass Interviews eine heikle Angelegenheit sind – gerade on the record. Allerdings bieten Interviews mit Journalisten eine gute Plattform. Sie erhöhen die Sichtbarkeit des eigenen Unternehmens und verbreiten die eigenen Botschaften.
Die Aufgabe des Journalisten ist es Interviewfragen zu stellen, die relevante Informationen entlocken. Wie antworten Sie aber auf Fragen, zu denen Sie keine Antwort haben oder nicht antworten wollen? Ruhe bewahren ist in heiklen Situationen entscheidend.
Reagieren Sie nicht sofort
Der erste Reflex bei einer kritischen Frage ist oft die Defensive. Aber … Pausen sind in Ordnung! Lassen Sie die Frage, die Kritik oder das Feedback des Journalisten auf sich wirken. Haben Sie die Frage des Journalisten und die dahinterstehende Absicht vollständig verstanden? Erst wenn Sie diese Frage mit „Ja“ beantworten könne, überlegen Sie welche Informationen Sie weitergeben möchten. Das wird Ihnen helfen, eine durchdachte und gut formulierte Antwort zu geben.
Fragen Sie bis zum Kern
Haben Sie das Gefühl, dass Sie die Frage des Journalisten nicht ganz verstehen? Dann versuchen Sie es mit der LSD-Methode: Listening, Summarizing, Digging Deeper. Hören Sie der Frage des Journalisten aktiv zu. Es kann auch gerne noch einmal nachgefragt werden. Fassen Sie sie in eigenen Worten zusammen und fragen Sie bei unklaren Aspekten nach, bevor Sie antworten. Gegebenenfalls können Sie auch Folgefragen stellen. Ein Interview ist eine Gesprächssituation. Sie dürfen in den Austausch gehen und sind nicht ausschließlich dafür da, die gestellten Fragen zu beantworten. Sobald Sie alle notwendigen Informationen haben, können Sie eine Antwort geben.
Bleiben Sie ruhig und selbstbewusst
Es ist normal, dass der Stresspegel bei einer kritischen Frage ansteigt. Jedoch verraten auch nonverbale Signale eine Menge. Formulierungen wie „sagte der Sprecher von Unternehmen x nervös“ wollen Sie vermeiden. Vor dem Journalisten ist es wichtig ruhig und selbstbewusst zu bleiben. Für ein ruhigeres Auftreten hilft es bereits einmal tief ein- und auszuatmen. Bleiben Sie bei Ihren Antworten souverän, auch wenn Sie Zweifel haben. Ihr Gegenüber kann nicht beurteilen, ob Sie das Selbstbewusstsein nur vorgeben.
Seien Sie ehrlich und transparent
Egal, was während eines Interviews passiert, lügen ist keine Option. Seien Sie bei Ihren Antworten ehrlich und transparent, auch wenn die Fragen im Gespräch schwierig sind. Sie müssen keine Informationen preisgeben, die Sie nicht preisgeben wollen. Informationen für ein besseres Ergebnis zu erfinden, schadet jedoch der Wahrnehmung des Unternehmens. Transparenz trägt dazu bei, das Vertrauen der Journalisten und schlussendlich auch der Kunden zu gewinnen und die Glaubwürdigkeit des Unternehmens zu stärken.
Bleiben Sie Ihrer Kernbotschaft treu
Betrachten Sie kritische Fragen als eine Gelegenheit. Von diesem Standpunkt aus wiederholen Sie Ihre wichtigsten Punkte und konzentrieren sich auf die Botschaft. Die Führung des Gesprächs liegt bei Ihnen und Sie vermitteln ihre Kernbotschaften.
Verwenden Sie die Brückentechnik
Sie wollen einer schwierigen Frage lieber ausweichen? Schlagen Sie eine Brücke zu einem anderen relevanten Thema. Betonen Sie, dass Sie die Frage wahrgenommen und verstanden haben. Die Aufmerksamkeit lenken Sie anschließend aber auf etwas anderes. Zum Beispiel: „Das ist eine wichtige Frage, aber lassen Sie uns einen Blick auf das Gesamtbild werfen…“ oder „Ich verstehe Ihre Bedenken, aber es ist wichtig zu betonen, dass…“.
Vermeiden Sie „kein Kommentar“
Wenn es etwas gibt, das Journalisten nicht hören wollen, dann sind es diese beiden Worte: „kein Kommentar“. Zusätzlich zum möglicherweise verstimmten Journalisten wirft es ein negatives Licht auf Sie. Die Aussage „kein Kommentar“ erweckt den Anschein, dass Sie etwas zu verbergen hätten. Versuchen Sie stattdessen, die Frage konstruktiv zu beantworten, auch wenn Sie nicht alle Einzelheiten mitteilen können. Für mehr Bedenkzeit, sagen Sie, dass Sie später auf diese Frage zurückkommen werden.
Vorab üben
Welche kritischen Fragen könnte der Journalist stellen? Üben Sie Ihre Antworten mit Kollegen oder nutzen Sie ein professionelles Media Training. Medientrainer gehen auf theoretische Fragen sowie die am häufigsten gestellten Interviewfragen ein. Zudem erhalten Sie Verbesserungsmöglichkeiten und helfen, über die richtigen Antworten nachzudenken. So wissen Sie nicht nur, was Sie sagen und in welcher logischen Reihenfolge Sie Ihre Antwort formulieren müssen. Ein Medientrainer hilft Ihnen auch dabei an Ihrer Haltung, Ihrem Selbstvertrauen und Ihrem Tonfall zu arbeiten.
Eine gute Vorbereitung ist der Schlüssel! Atmen Sie durch, berufen sich auf Ihr Training und meistern das Interview.
Abschließend kann ich nur noch sagen: Viel Spaß bei Ihrem nächsten Interview!