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LEWIS

von

TEAM LEWIS

Veröffentlicht am

Februar 14, 2023

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ChatGPT, digital marketing

Der von Open AI entwickelte Chatbot liefert Antworten, die ein Mensch kaum besser formulieren kann. Damit eröffnet die Software enormes Potenzial – auch für Agenturen. Allerdings sollte man ihre Grenzen kennen.


Der Hype um ChatGPT nimmt kein Ende. Innerhalb von fünf Tagen nach dem Release im November hatte der Chatbot bereits mehr als eine Millionen Nutzer. Darunter waren auch zahlreiche Schüler und Studenten, die sich von dem Tool ihre Aufsätze und Hausarbeiten schreiben ließen – bis es von Schulen und Universitäten verboten wurde. Kürzlich hat ChatGPT sogar die Zulassungsprüfung für amerikanische Ärzte sowie das Examen für Anwälte bestanden.

Microsoft ist mit Millardensummen an Open AI beteiligt und wird das Tool aller Wahrscheinlichkeit nach in seine Suchmaschine Bing integrieren. Die Antwort von Google ließ nicht lange auf sich warten: Seit Anfang Februar ist das Konkurrenzprodukt „Bard“ auf dem Markt.

ChatGPT steht für Generative Pre-training Transformer und ist ein textbasiertes Dialogsystem. Die Software basiert auf maschinellem Lernen und soll künstliche neuronale Netze schaffen, die dem menschlichen Nervensystem ähnlich sind. Dadurch ist sie in der Lage, Kontext zu verstehen und ein natürliches Gespräch zu führen. Zudem wurde ChatGPT mit wesentlich mehr Daten trainiert als konkurrierende KI-Sprachmodelle wie beispielsweise Copilot. Dabei lernt das Programm automatisch aus den Dialogen und findet im Laufe der Zeit die beste Antwort für eine bestimmte Situation. Es beschränkt sich also nicht wie bisherige Chatbots und Suchmaschinen auf mehrere Antwortoptionen, sondern liefert eine passende Lösung.

Grenzen und Schwächen des Tools

Die Kehrseite der Medaille: Die Antworten von ChatGPT sind fehleranfällig. In wichtigen Fragen sollte man sich (noch) nicht auf den Chatbot verlassen. Denn letztlich ist jeder Chatbot nur so zuverlässig wie die Daten, mit denen er gefüttert wird. Zudem ist ChatGPT derzeit auf dem Informationsstand von 2021. Wer die WM in Katar gewonnen hat oder in welchen Ländern im Jahr 2022 ein Machtwechsel stattgefunden hat, kann der Bot nicht wissen.

Dazu kommt, dass ChatGPT kein wirkliches Verständnis von den Themen hat, über die er schreibt. Das Tool ist ein reiner Textgenerator, der seine Informationen aus dem Internet zieht, also bereits existierende Inhalten lediglich reproduziert. Seine Antworten klingen zwar überzeugend – nicht selten sind sie aber völlig falsch. Es braucht daher immer Menschen für einen anschließenden Fakten-Check. Darüber hinaus wäre der Bot in der Lage, Fake-News zu produzieren und im Dienst von Hackern und Erpressern tätig zu werden. Vor allem in den Händen staatlicher Akteure könnte ChatGPT ein bedrohliches Potenzial entfalten.

Unterstützung bei Texterstellung, einfachen Programmiertätigkeiten, Kundenservice

Dennoch ist klar, dass Anwendungen wie ChatGPT nicht mehr aufzuhalten sind. Denn die Vorteile sind bestechend: ChatGPT verfasst Erklärungen komplexer Sachverhalte, Social-Media-Posts, Produktbeschreibungen. Damit kann der Bot Unternehmen beispielsweise bei der Einhaltung ihrer Dokumentationspflichten unterstützen. Das US-Tech-Portal CNET hat das Tool zwischenzeitlich sogar genutzt, um Finanzartikel zu verfassen – allerdings anschließend von einem Redakteur gründlich bearbeitet und auf Fakten geprüft.

Vor allem im Kundenservice besteht enormes Potenzial. Wir alle wissen, wie nervig die Konversation mit einem herkömmlichen Chatbot sein kann. Anders ist es, wenn der Chatbot mit GPT trainiert wurde: Er könnte Fragen zu Produkten beantworten, indem er die Informationen aus einer Datenbank abruft und in menschenähnlicher Sprache präsentiert. Auch Anfragen zu Versand- und Lieferoptionen und Rückgabebedingungen sind schnell geklärt ­– das erhöht die Kundenzufriedenheit.  Aber selbst in IT-Abteilungen und Unternehmensberatungen wird ChatGPT künftig die formalisierbare Denkarbeit übernehmen – etwa auf Anweisung Programmcodes für Applikationen schreiben oder Präsentationen zusammenstellen.

Produktivitätssteigerung in PR und Marketing

In Marketing und PR könnte das Tool die Erstellung einfacher Texte übernehmen – etwa formelle E-Mails, Marketing-Texte, Pressemitteilungen oder Produktbeschreibungen. Damit bleibt den Agenturmitarbeiter:innen mehr Zeit für die Kundenberatung und das Verfassen kreativer Texte. Einer länderübergreifenden Umfrage von Sortlist zufolge erwarten 41 Prozent der Unternehmen, dass ChatGPT ihre Produktivität in Marketing und PR durch die Erstellung einfacher Texte verdoppeln wird.

Allerdings müssen Unternehmen dabei Möglichkeiten finden sich von der Konkurrenz abzuheben. Denn je mehr Firmen und Agenturen ChatGPT nutzen, desto austauschbarer werden die Texte. Die Modelle müssen daher künftig so trainiert werden, dass sie individualisierte und personalisierte Inhalte ausgeben können. Aber auch dann braucht es immer noch Mitarbeiter:innen, die die generierten Inhalte bewerten, korrigieren und der KI Feedback geben, damit sie dazulernen kann. Auch ChatGPT ist noch lange nicht so intelligent wie ein Mensch.

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