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LEWIS

von

Marc Heinrich, PR Berater, Jenni Kommunikation, Zürich

Veröffentlicht am

April 26, 2019

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Von der Notwendigkeit, lokale PR-Agenturen zu nutzen


Warum in der Schweiz ein Spital wichtiger als ein Krankenhaus ist

Die Schweiz ist ein idealer Unternehmensstandort. Politisch stabil, klimatisch gemässigt und arbeitgeberfreundlich. Relativ erdbebensicher, mit einer hohen Kaufkraft ausgestattet und wirtschaftlich gesund. Die Meinungs- und Pressefreiheit wird, wie auch in Deutschland, als kostbares und schützenswertes Gut behandelt.

Dass wir Schweizer Deutsch als eine unserer offiziellen vier Amtssprachen nutzen, kommt unserem nördlichen Nachbarn gelegen. Medienmitteilungen werden regelmässig von deutschen Public Relations Agenturen an Schweizer Medienschaffende verschickt, Content Marketing Kampagnen zwecks B2B Leadgenerierung in Deutschland entwickelt.

Doch aufgepasst, wir Schweizer sind heikel. Unsere Souveränität wollen wir nicht nur in Fragen zu einem möglichen EU-Beitritt oder der Bewahrung des Geheimrezepts für Appenzeller Käse bewahren, sondern auch in der Anwendung des Helvetismus im täglichen Sprachgebrauch.

Das «ß» ersetzen wir konsequent durch «ss», alemannische Begriffe werden durch helvetische getauscht, Zahlenformate umformatiert und Dezimalzeichen geändert. All diese und weitere Massnahmen sind notwendig, damit eine Medienmitteilung nicht sofort als teutonische Technologie-PR erkannt und mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit – ohne publiziert zu werden – in den elektronischen Papierkorb des angeschriebenen Journalisten wandert.

Meldet sich dann die deutsche Public Relations Agentur noch telefonisch – um nachzufragen, ob die Meldung auch den Weg in die Redaktions-Inbox gefunden hat – lauert hier die nächste Hürde. Im Display des Telefongerätes erscheint die Nummer mit Vorwahl +49. So hat uns letzthin ein Chefredaktor verraten: „Die kennen weder mich noch mein Heft, die wissen nicht, was ich mache – solche Anrufe nehme ich nicht mehr entgegen.“

Wir in der Schweiz verwenden teilweise andere Wörter, welche in Deutschland nicht benutzt werden. Von daher erkennen wir die Herkunft eines Textes. Pressemitteilungen und Content Marketing Kampagnen, von deutschen Public Relations Agenturen verfasst, sollten zwecks Erhöhung der Erfolgsaussichten im Schweizer Markt, helvetisiert werden.

Anhand einer kurzen Geschichte kann ich Ihnen eindrücklich die sprachlichen Unterschiede und somit die Relevanz einer lokalen, Schweizer PR-Agentur aufzeigen.

Sein Auto hatte er wie gewohnt in der Auffahrt parkiert, der Kandelaber gab nur schwaches Licht. Seit Tagen freute er sich riesig auf den Apéro mit seinen Freunden, warf mit Schwung den Wohnungsschlüssel aufs Pult und schlüpfte in seine Finken, welche im Gang parat standen. Seine Freunde reisten mit dem Zug an und lösten das Billet „einfach“, nicht „retour“. Während er das Fleisch grillierte und das Fett auf den heissen Kohlen zischte, knatterte am wolkenlosen Himmel ein Helikopter vorbei, um zur Landung im nahegelegenen Spital anzusetzen

Kein Deutscher hätte diesen Text so verfasst. Er ist aus Gründen der Demonstration extrem helvetisiert. Was das bringt, fragen Sie sich nun bestimmt. Naja, der Schweizer Leser erkennt an diesem Text, dass sich der Verfasser mit den hiesigen Gepflogenheiten auskennt. Das ist eine gute Basis, um Vertrauen beim Leser zu schaffen. Der Verfasser dokumentiert damit Verbundenheit, Nähe und somit Kompetenz. Dasselbe gilt auch beim Schreiben von Technologie-PR-Artikeln im B2B-Umfeld. Die Unterschiede mögen zwar klein, aber dennoch wichtig – oder wie wir in der Schweiz sagen – «matchentscheidend» sein. Und übrigens: Wenn wir laufen gehen, dann nicht in Joggingmontur. Laufen gehen bedeutet für uns einen Spaziergang zu machen.

 

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