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LEWIS

von

Ruth Streder

Veröffentlicht am

Oktober 31, 2018

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Natürlich ist PR von Land zu Land unterschiedlich und ich hatte mir im Vorfeld, bevor ich von München nach London wechselte, schon Gedanken gemacht, was mich in UK erwarten würde. Sicher, ein Teil meines PR-Wissens würde ich auch weiterhin anwenden können, aber es würde bestimmt auch andere Bereiche geben, in denen ich mich umstellen und anders arbeiten würde – und so kam es auch. PR in England ist doch ganz anders. Die Journalisten sind doch um einiges direkter und forscher. Nicht nur am Telefon, wenn man vielleicht nur eine Minute hat um einen Kunden oder neues Thema vorzustellen, sondern viele E-Mails sind auch ohne Punkt und Komma, mit einer direkten und deutlichen Anfrage nach Informationen. Es gibt auch Services, da schicken Journalisten ihre Anfragen hin, und PR-Agenturen können dann die Anfragen einsehen und gezielt darauf antworten. Auch Pressemeldungen sind viel kürzer – nicht nur dass sie insgesamt weniger beliebt sind als in Deutschland, englische Journalisten wollen nicht gleich alle technischen Details auf einmal erfahren. Zudem ist es ihnen deutlich lieber, die Informationen aus einer Pressemeldungen exklusiv vorab oder zumindest separat in einem Gespräch zu erfahren und nicht aus einem Massenversand. Dazu kommt auch, dass viele Pressemeldungen in den USA verschickt werden und wenn dann die Pressemeldung nicht zeitgleich in England verschickt wird, sind viele Journalisten an der „alten“ Nachricht nicht mehr interessiert. Sie können sie ja sonst selber im Internet lesen. Generell sind Journalisten in UK auch mehr Generalisten als Spezialisten – gerade in Redaktionen der Tageszeitungen findet man oft Journalisten, die sich mit vielen Themen auskennen und keine Spezialgebiete betreuen. So ist dann auch oft die Berichterstattung, die Nachrichten dürfen nicht zu sehr ins technische Detail gehen, sondern sind viel allgemeiner gehalten, so dass auch Laien die Beiträge verstehen können. Überhaupt gibt es weniger Branchenmagazine und vertikale Medien als in Deutschland – zu jeder Sparte oder Industrie gibt es zwar oft ein Fachmagazin, aber dann manchmal auch nur eines und nicht mehrere. Auch die Zahl der Zeitschriften und Magazine hat in den UK in den letzten Jahren (wie fast überall auch) abgenommen und die Journalisten haben immer weniger Zeit um ihre Beiträge zu erstellen. Manche Journalisten müssen dann auch gleich mehrere Beiträge schreiben, so dass wenig Zeit für Interviews oder Hintergrundgespräche bleibt. Das ist sicherlich auch in Deutschland mittlerweile so, aber in England ist mir das einfach noch deutlicher aufgefallen – Interviews mit Kunden und Journalisten zu vereinbaren ist immer schwierig, und wenn doch ein Interview zustande kommt, dann besucht man den Journalisten am Besten direkt in der Redaktion. In vielen Medien herrschen daher auch immer Alltagsthemen vor, es finden sich Berichte wieder, die viele Firmen oder Konsumenten ansprechen. So sind Markteinschätzungen, Prognosen oder einfach nur Tipps sehr beliebt und selten finden sich einfache Produktvorstellungen in der Presse wieder. Umso wichtiger ist es dann auch, regelmäßig die Zeitungen zu lesen und Themen zu finden die gerade besprochen werden – dann sollte man dazu auch passende Kommentare oder Zitate von unseren Kunden entwerfen und den Journalisten anbieten. Mit dieser „Rapid Response“-Aktion haben wir dann schnell einen kleinen Beitrag am nächsten Tag in der Zeitung erzielt – aber natürlich nur wenn das Thema auch am nächsten Tag noch interessant war und das Zitat vom Kunden nicht nur ein Marketing- oder Vertriebskommentar war. Schließlich hilft es nichts zu sagen, „Unser Produkt ist das Beste, kaufen sie es.“ Damit bekommen wir keinen Abdruck. Einzigartig ist aber auch, dass in London viele TV- und Radiostationen angesiedelt sind. Es gibt TV-Stationen, die rund um die Uhr Nachrichten ausstrahlen und Gäste ins Studio einladen – und wenn wir einen interessanten Gesprächspartner anbieten können, dann ist es durchaus möglich dass einer unserer Kunden im TV oder Radio spricht. Wichtig ist dabei auch, eine eigene Meinung zu einem Thema zu haben, das gerade in der Presse diskutiert wird. Es hilft nicht, einfach nur ein Produkt oder eine Dienstleistung anpreisen zu wollen – sondern es geht viel mehr um allgemeine Probleme oder Herausforderungen in der Industrie oder Wirtschaft und wie sich das lösen lässt.

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