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LEWIS

von

Sophie Pfeiffer

Veröffentlicht am

Juli 11, 2023

Tags

Culture, LGBTQIA, Rainbow

Auch wenn der eigentliche Pride Month mit dem Juni gerade zu Ende gegangen ist – PRIDE sollte sich nicht nur auf einen einzigen Monat im Jahr beschränken. Was können wir alle gegen Rainbow-Washing tun?


Während des PRIDE Month feiern wir die LGBTQIA+-Kultur in all ihrer Diversität. Wir ehren die Bewegung für LGBTQIA+-Rechte, mit Gedenken an die Geschichte und was bereits erreicht wurde; aber auch mit aktuellem Aktivismus und einem Blick in die Zukunft – auf all das, was noch zu tun ist. Gleiches gilt auch für Unternehmen: der PRIDE Month bietet zwar den Rahmen, aber wahres Allyship geht weiter über den Juni hinaus.

Viele Menschen assoziieren diese rund 30 Tage im Jahr etwa mit Regenbogenfahnen, Glitzer und Party – besonders die Feste rund um die CSDs (Christopher Street Day), die meist zum Abschluss des Monats in vielen internationalen Metropolen stattfinden, sind legendär.

Und noch für eine weitere Sache ist der Pride Month berühmt-berüchtigt: So schnell die Regenbogenfahnen zum 1. Juni gehisst werden, so schnell verschwinden sie am letzten Tag des Monats wieder in den Kisten ganz hinten im Dekoschrank – bis sie 335 Tage später wieder ausgepackt und abgestaubt werden.

Was ist Rainbow-Washing?

„Ja aber immerhin machen sie etwas!“, könnte man nun bei solchen Organisationen argumentieren. Klar, etwas Visibilität ist immerhin besser als gar keine. Aber: Wenn Unternehmen den Monat für ihre Marketingzwecke nutzen und nur auf oberflächliche Art und Weise die LGBTQIA+-Community unterstützen, ist das ganz klar „Rainbow-Washing“.

Geprägt durch die LGBTQIA+-Community formuliert Rainbow-Washing als Wortneuschöpfung aus „Rainbow“ (deutsch: Regenbogen) und „Whitewashing“ (deutsch: beschönigen) Kritik an den Marketingstrategien einiger Firmen. Diese gäben vor, die Community zu unterstützen, verfolgten mithilfe von Regenbogenflaggen-gespickter Werbung aber nur eigene Ziele wie Imageverbesserung oder Absatzsteigerung – und haben dabei jedoch kein ernsthaftes Interesse an der Verbesserung der Situation queerer Menschen.

Performativer Aktionismus vs. aktives Allyship

Nun könnte natürlich jede Organisation, die im Juni „Farben bekennt“ und die Bedeutung des PRIDE Month aufgreift, als performativ bezeichnet werden. Entscheidend aber ist, was auch in den rund 335 Tagen zwischen jedem PRIDE Month passiert. Wirkliches Allyship bedeutet: die Regenbogenfahnen ganzjährig hissen – im wörtlichen sowie übertragenen Sinn.

Was genau ist Allyship? Der Begriff kommt auch aus dem Englischen und beschreibt einen Prozess der aktiven Verbündetetenschaft (oder auch „Solidarität“, „Parteilichkeit“) eines privilegierten Menschen mit einer weniger privilegierten, gesellschaftlich unterdrückten Gruppe. Eine Person, die sich nicht zur LGBTQIA+-Community zählt, kann also durchaus auch als Ally echten Support zeigen – im Privatleben sowie im beruflichen Alltag. Und dies lässt sich nicht nur auf Individuen, sondern auch ganze Organisationen beziehen.

Allyship tief in der Unternehmenskultur verankern

Die Bedeutung beziehungsweise der Stellenwert von Allyship sollte sich in den Grundprinzipien des Unternehmens oder der Marke wiederfinden und tief in der Unternehmenskultur verankert sein. Damit einher geht auch eine kritische Auseinandersetzung mit dem Thema – und Selbstreflexion: Wie zeige ich mich jeden Tag als Ally? Wo kann ich mich verbessern?

Um die Selbstreflexion innerhalb des Unternehmens zu fördern, sollten Arbeitgeber:innen Ressourcen zur Verfügung stellen, mit denen die Mitarbeiter:innen mehr über die queere Community erfahren können und darüber, wie sie sich in das Unternehmensgefüge integriert. Es müssen Räume geschaffen werden, in denen offene und ehrliche Diskussionen stattfinden können: etwa über Diskriminierung und Probleme, mit denen Personen in der LGBTQIA+-Community tagtäglich konfrontiert sind – aber sprechen Sie nicht für sie, sondern lassen Sie ihnen den Raum, ihre Geschichten selbst zu erzählen. Schaffen Sie einen Safe Space, in dem Kritik und konstruktives Feedback willkommen ist und gehört wird.

Über die internen Maßnahmen hinaus sollten Unternehmen auch prüfen, wie sie die Arbeit von Organisationen, die sich für die LGBTQIA+-Community einsetzen, fördern können. Denn oft werden diese Vereine, Stiftungen und Co. übersehen und es fehlt ihnen an entscheidenden Ressourcen. Durch die Bereitstellung etwa von Pro-Bono-Arbeit oder finanziellen Mitteln können Unternehmen unterstützen und so den Impact der Organisationen maximieren – und die Visibilität für queere Herausforderungen zu stärken. Diese Unterstützung sollte sich natürlich auch nicht nur auf den Monat Juni beschränken, sondern ebenso tief in der ganzjährigen und langfristigen Planung des Unternehmens verankert sein.

Die Bedeutung von Diversität 

Schließlich können Unternehmen nicht zu „Allies“ werden, wenn ihre Mitarbeiter:innen nicht das Spektrum der verschiedenen Gemeinschaften und Facetten in unserer Gesellschaft repräsentieren. Vielfalt und Inklusion müssen ein integraler Bestandteil des Einstellungsprozesses sein, um ein kulturelles Umfeld zu schaffen, das Gleichstellung, Inklusion, Freundlichkeit und ein Miteinander fördert. Ohne diese Faktoren werden Unternehmen weiterhin die queere Community zu Zwecken der Kommerzialisierung ausnutzen, anstatt sich jeden Tag zu vergegenwärtigen, was es wirklich bedeutet, ein wahrer Ally zu sein.

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