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TEAM LEWIS LEWIS

von

Stefan Epler

Veröffentlicht am

Oktober 18, 2018

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Influencer müssen ja momentan für so ziemlich alles herhalten, was irgendwo verkauft werden soll. Natürlich sind die ausgewählten Produkte immer total authentisch und niemand würde jemals Werbung für etwas machen, von dem er oder sie nicht restlos überzeugt ist. Die besten Beispiele dafür sammelt seit einiger Zeit die Facebook-Seite Perlen des Influencer Marketings.

Dass sie genau so vorgehen, kann man den Influencern eigentlich kaum vorwerfen. Sie haben sich ihr Publikum erarbeitet und werden nun aus allen Richtungen angesprochen, ob sie ihren Followern Informationen vermitteln würden – so ähnlich wie ein Privatsender, nur im Ikea-Regal-Format.

Influencer Marketing macht eine Marke oder ein Produkt zum Gesprächsgegenstand und empfiehlt es einer Zielgruppe weiter (frei nach Wikipedia). Unternehmen, die diese Reichweite nutzen wollen, vereinbaren üblicherweise Kooperationen und vergüten die Multiplikatoren monetär oder durch geldwerte Vorteile wie Gratisprodukte.

Influencer Marketing erreicht den Bundestagswahlkampf

Merkels Youtube-Interview führt nun den traditionell etwas undigitalen Wahlkampf in Deutschland in eine neue Ära des Influencer Marketings. Dass es hier eine unangenehme Vermischung von Regierungskommunikation und Wahlkampf gibt, wurde ja schon angemerkt. Interessant finde ich aber auch die Tatsache, dass bei Angela Merkels Interview quasi vier Influencer versuchen, sich gegenseitig zu vermarkten: die vier Youtuber MrWissen2GoIschtarIsikAlexiBexi und ItsColeslaw, die (mit Erfolg) auf klassische Medienaufmerksamkeit spekulieren, und Angela Merkel, die sich eben Zugang zu einer für sie schwierigen Zielgruppe verspricht. Es ist ja ein bekanntes Phänomen, dass Influencer gerne kooperativ arbeiten und sich gegenseitig mit nach oben ziehen. Im Idealfall zumindest.

Letztlich ist das Youtuber-Interview nichts anderes als Influencer Marketing im Wahlkampf – was legitim ist. Allerdings hat der investigative Anstrich, den Produktionsfirma und Beteiligte dem Format verleihen wollen, einen Beigeschmack. Es wäre wohl naiv, davon auszugehen, dass hier eine neue, kritische Netzstimme zu hören ist, die mehr liefert als bestenfalls eine demonstrative Abgrenzung zu LeFloids #netzfragtmerkel-Pläuschchen. Auch die Frage, wann anderen Spitzenkandidaten (die aktuell nicht Bundeskanzler sind) eine ähnliche Plattform geboten wird, ist berechtigt.

Insgesamt ist es zu begrüßen, dass die politische Kommunikation in Deutschland sich zusehends auf neue Kanäle einlässt. In einer Medienwelt, in der Hate Speech und Fake News immer mehr Raum in der digitalen Welt einnehmen, sollten wir für digitale Vernunft dankbar sein. Insbesondere, wenn diese wichtigen Informationen an Zielgruppen heranträgt, die sich nicht immer detailliert politisch bilden.

Das Interview mit Angela Merkel kann heute live ab 13.30 Uhr über den YouTube-Kanal „Deine Wahl“ verfolgt werden.

 

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