Selten wurde die Gründung eines neuen Magazins so ausführlich und vor allem so aufgeregt diskutiert, wie der Start der deutschen Huffington Post. Doch ist „Magazin“ überhaupt der richtige Name? Vielleicht besser „Online-Magazin“? „Online-Zeitung“? Oder vielleicht doch eher einfach nur ein großer gigantischer „Blog“?
Und schon sind wir mitten in der Diskussion. Klar ist eigentlich nur, dass es ein vergleichbares Angebot im deutschsprachigen Internet bisher nicht gab. Während die einen daher im Zusammenhang mit der HuffPo von einem „Projekt“ sprechen sehen andere in ihr wiederum die Zukunft und somit alle Hoffnungen des (Online-)Journalismus. Die Wahrheit liegt vermutlich, wie immer, irgendwo dazwischen.
In den USA wurde die Huffington Post einst als „liberales Bollwerk“ gegen konservative und populistische Medien wie Fox News gefeiert. Und auch in Deutschland versuchte man es beim Start vergangene Woche mit ein wenig Pathos: Chefredakteur und Ex-Wirtschaftswoche-Journalist Sebastian Matthes sprach von „Pioniergeist“ und einem „neuen Nachrichtenangebot im Netz (…), das einen neuen Blick auf eine neue Zeit eröffnen wird“. Die etablierten Medien und Journalisten reagierten zumeist mit einer gehörigen Portion Skepsis auf die neue Konkurrenz. Die ZEIT nannte die Redakteure „Online-Freibeuter“ und der Deutsche Journalistenverband sieht in dem Geschäftsmodell der Huffington Post weder ein Mittel zur Lösung der Zeitungskrise noch ein Vorbild für den Online-Journalismus – wie tageschau.de zitiert. Große Kritik gab es auch an der Diskrepanz zwischen hohem journalistischem Anspruch einerseits und den vielen Boulevard-Meldungen inklusive entsprechend reißerischer Aufmacher andererseits. Was die Satiriker vom „Postillon“ recht treffend zusammenfassten. Ein Auszug aus der Liste der ersten Gastautoren (Uschi Glas, Jutta Speidel, Boris Becker…) scheint diesen Eindruck auf den ersten Blick zu bestätigen. Apropos Gastautoren. Genau hier liegt aber auch der eigentliche „Pioniergeist“ der HuffPo: Sie bietet Bloggern und Autoren jeglicher Art eine Plattform – wenn eben auch ohne Bezahlung. Daneben kommen Politiker (Ursula von der Leyen) und zahlreiche Manager (René Obermann, Nicolas Berggruen) auf der Seite mit eigenen Beiträgen ausführlich zu Wort. Letzteres verleitete den Cicero prompt dazu, das neue Angebot als „PR-Postille“ zu bezeichnen. Mag dies auch etwas übertrieben erscheinen, so lässt sich zumindest eines nicht bestreiten: Mit der Huffington Post verschwimmen die Grenzen zwischen traditionellem Journalismus und Blogosphäre wieder ein Stück mehr. Das macht es für Unternehmen und Kommunikatoren künftig noch wichtiger – aber eben auch schwerer – die richtigen Ansprechpartner und Influencer für ihre Themen zu identifizieren.
Doch zurück zur Ausgangsfrage. Was ist die Huffington Post denn nun? Einfach nur eine zweite BILD-Zeitung? Oder doch eine neue, revolutionäre Form des Journalismus? Am Ende werden darüber wohl die Leser entscheiden. Und wie gesagt, die Wahrheit liegt vermutlich wieder mal irgendwo dazwischen.