Im Rahmen der Nerd Nites sprechen regelmäßig zwei bis drei Referenten über ein etwas abseitiges Thema, dem sie sich mit Leidenschaft widmen und in dem sie Expertise angehäuft haben. Das Phänomen zieht inzwischen weltweit Menschen in Bars, Kneipen oder füllt ganze Säle. Aber was genau fasziniert das Publikum an einer Veranstaltung, bei der jeder Abend eine Black Box ist?
Ganz einfach: Es ist perfektes Storytelling.
Das Erfolgsrezept basiert unter anderem auf drei wichtigen Pfeilern
- Der Teaser
- Das Format
- Die Person dahinter
Am Anfang war der Teaser
- Wenn Reisen zum Kotzen ist – Seekrankheit und ihre Folgen
- Mary Had a Little Lamb – die Frühgeschichte der Tonwiedergabe
- Warum ist die Chaostheorie für die Komplexität von Kalendern verantwortlich?
- Die Physik von Star Trek – Science oder Fiktion?
- Who you gonna call? Geisterbeschwörung und Parapsychologie im viktorianischen England
Obwohl fast alle Referenten ein Nischenthema behandeln, zu denen sicher viele Menschen wenig Zugang haben, sind die Überschriften sehr bildhaft und werfen Fragen auf, die Neugierig machen. Auch Menschen, die normalerweise nicht über Schaltjahre oder den Warp-Antrieb aus Ingenieursperspektive nachdenken, lassen sich so locken. Das Prinzip lässt sich genauso auf die Überschriften von Blogbeiträgen, Online-Artikeln oder Keynotes übertragen.
In der Kürze liegt die Würze
Bei der Nerd Nite haben die Referenten immer nur 15 bis 20 Minuten Zeit für ihr Thema. Egal ob es um Quantenphysik oder Anglerfische geht. Dieser Fokus auf das Wesentliche sorgt für ungeteilte Aufmerksamkeit und erhöht die Chance, dass die Zuhörer bis zum Ende durchhalten und schließlich die wichtigsten Botschaften mitnehmen. Das gilt genauso für den Onlinebereich: Die kurze Aufmerksamkeitsspanne im Netz fordert Prägnanz und Klarheit.
Gesicht zeigen
Bei jeder Veranstaltung gibt es neben dem Teaser einen kurzen Infokasten zum jeweiligen Nerd. Gerade bei Live-Auftritten aber auch in der Social-Media-Welt kommt der Person hinter einem Vortrag oder Post eine entscheidende Bedeutung zu. Sie soll Kompetenz, Leidenschaft und am besten auch Humor ausstrahlen. Es schadet also nicht, die üblichen Informationen zur aktuellen Position und zum Fachgebiet des Experten um ein paar ungewöhnlichere Zeilen zu ergänzen. Ein gutes Beispiel: Im Magazin der Süddeutschen Zeitung werden im Autorenkasten fast immer Anekdoten mit direktem Bezug zum jeweiligen Artikelverwendet. Das rundet den Text gekonnt ab und macht, vorab gelesen, neugierig auf den Inhalt – und genau das ist der erste Schritt für ein gelungenes Storytelling.