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TEAM LEWIS LEWIS

von

LEWIS

Veröffentlicht am

Oktober 17, 2018

Tags

LEWIS Communications, Media

Als Teilnehmer im Medienrummel müssen wir oft bewerten, was wichtig und unwichtig ist und was richtig und falsch. Oft erschließt sich das erst auf den zweiten Blick oder liegt im Auge des Betrachters. Das zeigte sich diese Woche beispielsweise im Fall des ‚Merkelphone‘. So schnell der NSA-Skandal aufbrandete, so rasch ebbte er auch schon wieder ab. Ernsthaft interessierte sich die Regierung dafür erst, als klar wurde, dass die Mutti der Nation selbst von der US-amerikanischen Spionage betroffen war. Trotzig erboste sie sich vor laufender Kamera beim EU-Gipfel in Brüssel: „Ausspähen unter Freunden – das geht gar nicht.“ Heute-Show-Moderator Oliver Welke kommentierte das recht salopp: „Doch, das geht super. Das geht total einfach.“ Auch andere Länder, so wurde die letzten Tage deutlich, waren betroffen. Nicht weniger als 35 Regierungschefs sollen abgehört worden sein. Schlagartig eint sie ein gemeinsamer Feind und die persönliche Betroffenheit ihres Landes. Sobald es dem Nationalstolz an den Kragen geht, ist das Geschrei sowieso immer groß.

Genauso verhielt es sich, als die Österreicher die Zugspitze geklaut haben sollen. Von der Bayerischen Zugspitzbahn über die Bayerischen Staatsforsten bis hin zur Alpinpolizei Garmisch-Partenkirchen – alle machten sie ihren Emotionen öffentlich Luft. Am Ende wirkte das nur peinlich: Die Agenturniederlassung von Ogilvy & Mather aus Wien trug im Auftrag der Modellbaumesse Wien einen x-beliebigen Klumpen Stein auf den Gipfel, hackte ein wenig auf ihm herum und setzte das Ganze dramatisch in Szene. Die persönliche Perspektive ist eben doch entscheidend.

Uneinigkeit herrscht auch darüber, wer eigentlich den Döner erfunden hat. Einer dieser mutmaßlichen Fastfood-Pioniere ist nun gestorben. Kadir Nurman kam als Gastarbeiter nach Deutschland. Im Jahre 1972 begann er am Bahnhof Zoo in Berlin, Fleisch im Fladenbrot zu verkaufen, wie er selbst zu Lebzeiten berichtete. Der Döner Kebab war geboren. Es gibt allerdings Aussagen, die anderes behaupten: Ein Schwabe namens Nevzat Salim will bereits 1969 in Reutlingen den ersten Döner verkauft haben. Auch der Berliner Gastronom Mehmet Aygün beansprucht die Urheberschaft für sich. Er habe schon 1971 Döner unter das Volk gebracht. Es gibt sogar Stimmen, die den Ursprung des Drehspießes im alten Griechenland sehen. Wer auch immer die Lorbeeren verdient hat: Ihm ist der Dank vieler Fleischliebhaber sicher. Sieht der eine oder andere Veganer das anders? Angesichts schlechter Zuchtbedingungen, Gammelfleischskandale und niedriger Löhne scheint Kritik grundsätzlich angebracht. Wer zumindest hin und wieder auf Fleisch verzichten möchte oder einfach neugierig ist, dem sei die „Themenwoche vegan“ ans Herz gelegt, die ZEIT ONLINE nun ausrief. Probieren Sie es doch mal aus. Was kann schon schiefgehen? Leute, die immer oder kurzzeitig alles nur auf dieselbe Weise betrachten, können sehr unangenehm werden. Peter Böhling, Chefredakteur des Magazins Clap, hat laut einem Blogeintrag genau diese Erfahrung machen müssen. Auf den Münchner Medientagen begegnete er einem wohl schlecht gelaunten Cherno Jobatey, dem frischgebackenen Herausgeber der deutschen Huffington Post. Dieser habe Böhling bei der Frage nach der Gratiskultur der Zeitung unterbrochen und ihm unterstellt, er ließe sich „doch auch nur vor den DJV-Karren spannen“. Schließlich tat Jobatey das Ganze als „blöde Frage“ ab. Klar, wir alle tragen hin und wieder unsere Scheuklappen besonders eng. Aber wenn wir ehrlich zu uns sind, so tut es dem Geist doch gut, neue Sichtweisen einzunehmen. In diesem Sinne wünsche ich uns allen eine schöne und perspektivreiche Woche!

 

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