Was also tun? Häufig ist eine der ersten Ideen, die in den entsprechenden Brainstorm-Runden auftaucht, den Journalisten etwas zu schicken. Per Post. Snailmail, fast schon altmodisch, und garantiert ein Hingucker im Vergleich zu den ganzen schnöden E-Mails. Prima, gesagt getan. Und gleich den Praktikanten losgeschickt, um was Nettes zu besorgen, das man dann mit ins Päckchen stecken kann. So machen Sie sich garantiert unvergesslich. Versprochen. Aber auf eine ganz andere Weise, als Sie beabsichtigt haben. Trotzdem müssen Sie nicht ganz grundsätzlich auf solche Mailer an Journalisten verzichten. Um allerdings auf die gewünschte Art im Gedächtnis zu bleiben und aus der Masse positiv herauszustechen, gibt es ein paar Dinge zu beachten.
Fünf Tipps, wie Sie den Empfängern auch wirklich eine Freude machen:
- Stellen Sie die Sinnfrage. Natürlich nicht gleich die nach dem Sinn des Lebens. Aber wenn die Idee zum Versand schon von den Worten „…ach ja, und dann machen wir natürlich noch ein Mailing“ ins Kampagnenkonzept begleitet wird, sollten die Alarmglocken schrillen. Bevor die Aktion konkret eingeplant wird muss hinterfragt werden, ob damit auch der gewünschte Zweck zu erreichen ist und ob das, was der Journalist letztendlich in Händen hält, auch wirklich die richtige Botschaft transportiert. Das führt auch direkt zum nächsten Tipp:
- Kreativität ist Trumpf. Toben Sie sich aus. Spinnen Sie, wild! Nur verschicken Sie eines nicht: Lieblose, uninspirierte Präsente. Klar, ein Täfelchen Schokolade, akkurat auf die Einladungskarte geklebt, ist spitze. Schmeckt gut, hilft über das biorhythmische Mittagstief und tut niemandem weh. Wenn damit allerdings beispielsweise zur Vorstellung eines neuen 3D-Druckers eingeladen wird, dann tut sich auch der fantasiebegabteste Empfänger schwer, die Verbindung herzustellen. Drucken Sie stattdessen ein kleines Spielzeug als Einladung mit dem neuen Modell. Am besten personalisiert für jeden Adressaten.
- Weiter denken als bis zur Bürotür. Kreativität ist gut. Sehr gut, ja sogar ganz unbedingt nötig. Aber man kann es hier wie überall auch übertreiben. Überlegen Sie deshalb schon vor dem Abschicken genau, was die Empfänger nach dem Erhalt mit den tollen Sachen anfangen werden, die ihnen da zuteil werden. Das kleine, kenntnisreich arrangierte Körbchen voll italienischer Spezialitäten, mit dem für die Pressekonferenz einer bekannten Tourismusregion eingeladen werden soll, ist eine fantastische Idee. Und die Kollegen waren erst begeistert, die beim Testessen mitmachen durften. Weniger begeistert war vermutlich der Empfänger, der das Ganze nach drei Wochen Sommerurlaub direkt aus seinem Postfach entsorgen musste, weil keiner der Kollegen das Paket geöffnet hatte. Auch die Idee, eine Tech-Journalistin mit einem 1,80-Meter Spind voll Infomaterial und Warenproben von einem Sport-Deo zu begeistern, hätte man vielleicht ohne die erste Euphorie des Brainstorms noch einmal prüfen sollen. Generell gilt: Die verschickten Gegenstände sollten bei aller Kreativität nicht leicht verderblich sein, direkt verbraucht werden können oder aber nicht zu viel Platz wegnehmen.
- Keinen Schrott, bitte! Lieblose, anonyme Zusendungen sind langweilig. Minderwertige Billigartikel zu schicken ist respektlos. Ein Beispiel: Sie kennen Guckis? Diese kleinen Plastikfernseher, die oben einen Knopf und hinten eine kleine Linse zum hineingucken haben? Hatte in der Kindheit wahrscheinlich jeder. Also schon die erste positive Assoziation. Die lassen sich auch hervorragend als Einladung verschicken. Wählt man jetzt aber aus Kostengründen ein billiges Modell von der Stange, zeigt man dem Empfänger: Soviel bist Du mir wert. Und keinen schimmeligen Cent mehr. Dann lieber doch kein Gucki verschicken und dafür mit viel Fantasie eine schöne, persönliche Einladungskarte gestalten. Oder, noch besser: Mehr Geld in die Hand nehmen und personalisierte Guckis mit passenden Motiven besorgen.
- Im Rahmen bleiben. Billige Schrottartikel sind also zu vermeiden. Es gibt aber auch das andere Extrem: Wenn Sie beim Einpacken der Präsente ins Grübeln kommen, ob ein versicherter Versand nicht doch besser wäre, dann hören Sie wieder auf zu packen. Es sieht nach Bestechung aus, es riecht nach Bestechung, es ist – definitiv keine gute Idee. Viele Redaktionen haben strenge Regeln, was die Journalisten annehmen dürfen. Aber auch dort, wo das Thema nicht exakt geregelt ist, gilt: Wenn ein Präsent den Anschein der Bestechung erweckt, wird es heikel. Unter Umständen sogar juristisch relevant – als magische Grenze gilt hier ein Wert von 40 Euro. Bekommt der Empfänger ungewollt den Eindruck, dass Sie ihm nicht nur eine kleine Freude machen wollen, sondern dass handfest geschmiert werden soll, dann bleibt in jedem Fall ein schaler Nachgeschmack.
Es ist also durchaus ratsam, sich ein paar Gedanken zu machen, bevor die ersten Pakete in die Post gehen. Ist der Postbote erst unterwegs, gibt es nämlich kein zurück mehr. Das war früher, in Zeiten vor Twitter, Facebook und Co., möglicherweise noch nicht ganz so gravierend. Deplatzierte, unangebrachte Zusendungen waren höchstens Thema auf dem Redaktionsflur oder beim Mittagessen. Dank der sozialen Netzwerke landen sie heute aber unmittelbar im gleißenden Licht einer Öffentlichkeit von hunderten oder tausenden Friends und Followern. Umgekehrt kann das aber auch von Vorteil sein. Dann nämlich, wenn ein Versand den Nagel auf den Kopf trifft. Die Kollegen von Lowe Thailand zeigen, wie das dann aussehen kann.
Haben Sie schon einmal mit einem Versand voll ins Schwarze getroffen? Oder selbst schräge Post erhalten? Teilen Sie Beispiele oder kuriose Geschichten hier oder auf Twitter: #kleinegeschenke